Ich wurde in einer christlichen Umgebung geboren und bin in der englischen Kirche getauft worden. Ich besuchte die Sonntagsschule, wo ich im zarten Alter die Geschichten über Jesus hörte, wie sie in den Evangelien niedergeschrieben sind. Diese machten einen tiefen Eindruck auf mich, ebenso meine öftere Besuche in der Kirche. Der Hochaltar mit den brennenden Kerzen und die mysteriös klingenden Gebete beeindruckten mich tief. Ich nehmen an, dass ich währen dieser wenigen Jahre ein frommer Christ war. Mit der Zunahme des Schulunterricht und durch meinen regelmäßigen Kontakt mit der Bibel und allem Christlichen hatte ich Gelegenheit, über das nachzudenken, was ich gelesen, beobachtet, praktiziert und geglaubt hatte. Da begann ich bald mit vielem unzufrieden zu sein.

Als ich die Schule verliess, war ich ein überzeugter Atheist. Dann begann ich die anderen grossen Religionen der Welt zu studieren. Ich begann mit dem Buddhismus. Ich studierte mit Interesse den achtfachen Weg und fand, dass er gute Ziele beinhalte, doch es fehlte an Richtung und Details.

Im Hinduismus war ich nicht mit drei, sondern mit vielen hundert Göttern konfrontiert, deren Geschichten zu phantastisch und empörend für mich waren um akzeptiert werden zu können.

Ich las ein wenig über das Judentum, aber ich hatte schon genug gesehen vom Alten Testament, um zu wissen, dass es meinen Test, was eine Religion sein muss, nicht bestehen würde. Einer meiner Freunde überredete mich Spiritismus zu studieren und mich von körperlosen Geistern beobachten zu lassen. Ich führte diese Praktiken nicht lange durch, da ich überzeugt war, was mich betraf, dass es einzig eine Sache der Selbsthypnose war und auf die Länge gefährlich sein könnte.

Der zweite Weltkrieg war zu Ende. Ich begann in einem Londoner Büro zu arbeiten, aber meine Gedanken kreisten immerfort um die Frage der Religion. Es erschien ein Brief in der Lokalzeitung, auf welchen ich antwortete, indem ich die Gottheit Jesu im biblischen Sinne widersprach. Dies brachte mich in Kontakt mit einer Anzahl Menschen, einer von denen war ein Muslim. Ich begann mit diesem neuen Bekannten über den Islam zu sprechen. Ohne es zu wollen, brach mein Widerstand gegen den Islam Punkt für Punkt zusammen. Obwohl ich es stets für unmöglich gehalten hatte, musste ich doch zugeben, dass diese perfekte Offenbarung durch einen gewöhnlichen Menschen zu uns gekommen war. Die besten Regierungen des 20. Jahrhunderts konnten es nicht besser machen als diese Offenbarung, und sie entlehnten selbst dauernd Dinge aus dem isalmischen System.

In dieser Zeit begegnete ich anderen Muslimen, und einige konvertierte Engländerinnen bemühten sich, mir zu helfen. Sie hatten nicht geringen Erfolg, denn, da sie die gleiche religiöse Erziehung genossen hatten wie ich, verstanden sie meine Schwierigkeiten besser. Ich las eine Anzahl Bücher. Eins davon, „Der Ursprung des Christentums“ zeigt erstaunliche Ähnlichkeiten zwischen dem Christentum und den alten heidnischen Mythen, was mich sehr beeindruckte. Vor allem aber las ich den heiligen Koran. Am Anfang schienen es lauter Wiederholungen zu sein. Ich war nie ganz sicher ob ich es aufnahm oder nicht, aber ich fand, dass der Koran sachte auf den Geist wirkt. Nacht für Nacht konnte ich es nicht weglegen. Dennoch wunderte ich mich oft, dass perfekte Führung von Menschen durch unperfekte menschliche Kanäle überhaupt kommen kann. Die Muslime behaupten nicht, dass Muhammed ein Übermensch war. Ich lernte, dass im Islam, die Propheten Menschen waren, die nie gesündigt hatten, und das Offenbarung nicht eine neue Sache war. Die alten jüdischen Propheten empfingen sie. Jesus war auch ein Prophet. Ich rätselte darüber, warum es im 20. Jahrhundert keine Propheten mehr gibt. Es wurde mir geraten den Koran zu konsultieren. Im Koran heisst es: „Muhammed ist der Gesandte Gottes und der letzte der Propheten.“ Dies war natürlich ganz vernünftig. Wie sollten da noch andere Propheten kommen, wenn der heilige Koran das Buch ist, das erklärt und verifiziert. „Wir haben die Ermahnung ( den Koran ) herabgesaust und wir sind seine Hüter“. In diesem Fall benötigen wir keine neuen Propheten oder Bücher. Ich überlegte immer noch. Ich las, dass der Koran der Führer sei für diejenigen, die nachdenken ( 16:65 ) und dass Zweifler aufgefordert werden, ein Kapitel vorzulegen wie 2:23. Ich dachte im Jahre 1954 sollte es sicher möglich sein, einen besseren Lebensplan zu erstellen als derjenige eines Mannes aus dem Jahre 570. Ich machte mich an die Arbeit, aber ohne Erfolg.

Da die Polygamie von der christlichen Lehre verworfen wird, wollte ich mich mit dieser Frage auseinandersetzen und dachte, jetzt hätte ich ein gewichtiges Argument, nämlich dass die westliche Monogamie einen Fortschritt gegenüber dem alten System darstelle. Ich sprach mit meinem Freund darüber. Mit Hilfe von Zeitungsartikeln bewies er mir, dass Polygamie in England weit verbreitet ist, und überzeugte mich, dass beschränkte Polygamie die Antwort sei auf die vielen heimlichen Verbindungen, die im Westen in erschreckendem Masse üblich werden. Mein eigener gesunder Menschenverstand musste zugeben, dass speziell nach einem Krieg, wenn es mehr Frauen gibt als Männer, viele Frauen unverheiratet bleiben müssen. Hat Gott ihnen dazu das Leben gegeben? In einer Radiosendung hörte ich folgendes: ein unverheiratetes englisches Mädchen verlangte die gesetzliche Verankerung der Polygamie. Sie persönlich zog es vor, einen Ehepartner mit einer anderen Frau zu teilen als alleine zu leben, was ihr Schicksal zu sein schien. Im Islam wird niemand gezwungen, eine polygame Ehe einzugehen, aber in einer perfekten Religion sollte man die Möglichkeit habe, nötigenfalls eine polygame Ehe zu führen.

Sodann glaubte ich, im rituellen Gebet einen schwachen Punkt gefunden zu haben. Wenn Gebete fünf mal am Tag wiederholt werden müssen, so wird das sicher zu einer sinnlosen Gewohnheit. Mein Freund hatte eine schnelle und erleuchtende Antwort: Wie steht es dann mit Musiküben? Dan übt man täglich eine halbe Stunde Tonleitern, ob man dazu Lust hat oder nicht. Natürlich ist es nicht gut, wenn das beten zu einer monotonen Gewohnheit wird. Von bewussten Tun hat man natürlich viel mehr, aber sogar Tonleiter die man gedankenlos spielt, sind besser als wenn man sie gar nicht übt, und so ist es mit dem Gebet. Jeder Musikstudent wird diese Ansicht teilen. Man darf nicht vergessen, dass im Islam nicht zu Gottes Nutzen gebetet wird, da Er der Gebete nicht bedarf, sondern zu unseren eigenen Nutzen, als eine geistige Übung neben anderen Zwecken.

So wurde ich allmählich von der Lehre des Islam überzeugt und akzeptierte den Glauben formell. Ich tat dies mit grosser Befriedigung, da ich mir bewusst war, dass es nicht eine momentane emotionelle Laune war, sondern dass ich mich in einem langen, beinahe zweijährigem Prozess zu diesem Entschluss durchgerungen hatte; dies trotz meinen Emotionen, die mich so stark zu meinem ursprünglichen Glauben zogen.

( Aus dem Buch „Islam unsere Wahl“ )