Das islamische Konzept der Sünde

 

Die menschliche Natur ist in ihrer Essenz gut. Sie besteht aus vielen Elementen, und jedes hat das Potential, dem Menschen Nutzen zu bringen.

Eine Sünde wird dann begangen, wenn jemand sich selbst oder anderen oder irgendeinem Teil der Schöpfung Schaden zufügt. Die Schuld ist von der Intention des Sünders abhängig. In der extremsten Form begeht jemand absichtlich verletzende und destruktive Handlungen und weist jeden Appell zurück, das zu tun, was ihm selbst zum Vorteil reicht, geschweige denn anderen nützt. Mitunter wird behauptet, daß es ohnehin gleichgültig ist, denn das Dasein ist sinnlos, und so zeigt man keine Dankbarkeit für die Vorteile, die man in seinem Leben genießt.

Dem entgegengestellt ist der Mensch, der sich selbst zu verbessern sucht sowie andere und die gesamte Schöpfung. Er glaubt an Gott und verspürt ständige Dankbarkeit für alles in seinem Leben. Seine Taten zur Verbesserung der Schöpfung entspringen seinem Wunsch, Gott zufriedenzustellen.

Warum läßt der vollkommene Gott Sünde zu?

Der Mensch besitzt das Vermögen zur Sünde zum größten Teil wegen seines Vermögens zu planen. Wenn jemand sich um etwas bemüht, muß er seine natürlichen Verlangen unterdrücken können. Das ist völlig anders als bei den Tieren, die im Moment leben und ihren Wahrnehmungen der Gegenwart und ihren instinktiven Trieben gehorchen. Das ist tatsächlich ein gewaltiger Unterschied. Der Mensch kann in die Zukunft schauen, er kann sie in seiner Vorstellung gestalten und eine Handlungsabsicht formulieren. Diese bewußte Absicht kann selbst die stärksten unserer Triebe außer Kraft setzen. Durch sie haben wir die Eigenschaft, uns selbst kurzfristig zu schädigen, um langfristig das größere Gute zu verwirklichen. Unvermeidbar ist dabei das Potential, uns selbst zu schädigen, d. h. zu sündigen.

Wir können die Zukunft nicht klar sehen. Statt dessen glauben wir an gewisse Umstände in der Zukunft und richten unsere Handlungen danach aus. Wenn wir das Planen logisch zu Ende denken, würden wir das tun, was gut ist für alle Zeiten und gewiß für unser ganzes Leben (in dieser Welt und der nächsten). Das ist der Kern des moralisch rechten Handelns.

Der Mensch hat, indem er zu verstehen trachtete, was die Zukunft bringen würde, nach immer besseren Erklärungen der Wirklichkeit, der er begegnet, gesucht. Diese Suche ist Teil des moralisch guten Denkens. Die Tatsache, daß wir die Zukunft niemals vollständig wissen können ist analog zur Tatsache, daß wir Gott niemals wirklich erkennen können. Gott ist – wie die Zukunft – etwas im „unsichtbaren“ Teil der Wirklichkeit.

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